Wiener Bühnenverein
Linke Wienzeile 6
1060 Wien
www.buehnenverein.at
E-Mail: office@buehnenverein.at

Elfriede Jelinek

Elfriede Jelinek für „Schatten (Eurydike sagt)“, Erstaufführung

Jurybegründung
Während Orpheus stets freudig trällert, bleibt Eurydike die längste Zeit stumm. Elfriede Jelinek, Nobelpreisträgerin und produktivste Dramatikerin des Landes, dreht den Spieß um und gibt im Stück „Schatten (Eurydike sagt)“ der Nymphe, die ihrem Gatten aus der Unterwelt folgt, eine Stimme. Die ins Heute übertragene monologische Reflexion beschreibt die Abhängigkeit einer Frau (einer Schriftstellerin) von ihrem Popstargatten, der sie gern als Bewunderin und Applausspenderin zurückholen möchte. Eurydike will aber nicht mehr. Die radikale Selbstbefragung in Jelineks formidabel leichtem Text entwickelt aus simplen Kalauern einen entspannten und schelmenhaften Grundton, der seinerseits freilich nichts Gutes verheißt. Das ist die große Kunst der Autorin: Dem Tragischem mit satirischen Verfahren beizukommen. Jelinek erteilt hier den feministischen Gesellschaftsutopien eine Absage. Dabei bleibt diese Erkenntnisrede immer süffig und leicht, und gibt dem Theater, was es dringend braucht: Sprachkunst und die Aufforderung zur Formgebung. (Margarete Affenzeller)


zurück



Weitere Nominierungen in dieser Kategorie: