Das große Heft

Nominierungen 2024 | Beste Off-Produktion

Foto: © Vadim Belokovski
 
„Das große Heft“ von Ágota Kristóf, Inszenierung Jacqueline Kornmüller,
Koproduktion wenn es soweit ist und Odeon

Überleben im Krieg durch radikale Abhärtung: Mit ihrem Roman "Das große Heft" hat Ágota Kristóf 1986 einen Stoff geschaffen, der nicht umsonst immer wieder für die Bühne adaptiert und auch verfilmt wurde. Jacqueline Kornmüller hat den Stoff rund um die Zwillingsbrüder im Wiener Odeon als aufrüttelnden, an die Substanz gehenden Theaterabend rund um Gewalt und Missbrauch in Zeiten des Krieges geschaffen. Die beiden neunjährigen Buben werden von dem 1971 in Kuba geborenen Zwillingspaar Mercedes M. Vargas und Miriam M. Vargas mit einer Härte interpretiert, die Schaudern macht. In all der Düsternis des nackten Bühnenraums webt das Trio András Dés, Martin Eberle und Peter Rom eine musikalische Kulisse aus Trompetenklängen, E-Gitarrenriffs und Schlagwerkakrobatik, die den alles umgebenden Krieg hörbar macht. Kornmüller lässt dabei keinen Funken Hoffnung, keine Wärme aufkeimen. Ein starker, intimer und unaufdringlich durchkomponierter Abend.

Sonja Harter

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