Peer Gynt
Nominierung | NESTROY-Preis 2021„Peer Gynt“ nach Henrik Ibsen, Inszenierung Dušan David Pařízek, Schauspielhaus Bochum
Dušan David Pařízek löst mit wenigen Setzungen den 150 Jahre alten „Peer Gynt“ aus verkrusteten Blickwinkeln und macht die auf Freiheitsdrang fußende Weltenreise zu einer ganz heutigen Erzählung. Die Titelfigur des Heimatflüchtlings Peer sowie dessen Mutter Aase sind gegengeschlechtlich besetzt, was sämtliche Zuschreibungen in ein neues Licht rückt: Wer geht auf Brautschau ("leckeres Naturgeschöpf")? Wer übt Gewalt an wem aus? Und die Beduinentochter Anitra bekommt mit einem Text der ghanaischen Schriftstellerin Ama Ata Aidoo endlich eine Stimme. Das Ensemble vollführt dies alles so selbstverständlich, dass man auch nicht überrascht ist, als Solveig, die ewig wartende Braut, am Ende ihre Identität abschüttelt: „Ich möchte Solveig nicht mehr sein“. So sieht Weltliteratur aus, wenn das Theater einen ernsthaften Transfer in die Gegenwart wagt.
Margarete Affenzeller
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Dušan David Pařízek löst mit wenigen Setzungen den 150 Jahre alten „Peer Gynt“ aus verkrusteten Blickwinkeln und macht die auf Freiheitsdrang fußende Weltenreise zu einer ganz heutigen Erzählung. Die Titelfigur des Heimatflüchtlings Peer sowie dessen Mutter Aase sind gegengeschlechtlich besetzt, was sämtliche Zuschreibungen in ein neues Licht rückt: Wer geht auf Brautschau ("leckeres Naturgeschöpf")? Wer übt Gewalt an wem aus? Und die Beduinentochter Anitra bekommt mit einem Text der ghanaischen Schriftstellerin Ama Ata Aidoo endlich eine Stimme. Das Ensemble vollführt dies alles so selbstverständlich, dass man auch nicht überrascht ist, als Solveig, die ewig wartende Braut, am Ende ihre Identität abschüttelt: „Ich möchte Solveig nicht mehr sein“. So sieht Weltliteratur aus, wenn das Theater einen ernsthaften Transfer in die Gegenwart wagt.
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