Julia Riedler

Nominierung 2025 | Beste Schauspielerin

Foto: © Katja Feldmeier

Julia Riedler als Else in „Fräulein Else“ frei nach Arthur Schnitzler von Leonie Böhm und Julia Riedler, Uraufführung, Volkstheater

Das 90-minütige Solo bleibt lange Strecken hautnah am Originaltext, der selbst im Zeitalter von „Only Fans“ noch verstörendes Potential entfaltet: 15 Minuten soll eine junge Frau da allein nackt vor einem Freund der Familie stehen, der sie anstarrt. Selbstprostitution, um den verschuldeten Vater vor dem Gefängnis zu retten. Jahrhundertwende-Sommerfrische-Mondänität trifft da auf aktuelle #MeToo-Debatten. Schauspielerin Julia Riedler hatte diesen Text schon lange auf ihrer Wunschliste. Sie trägt den Abend mit beeindruckender Souveränität und Coolness, improvisiert locker auf Antworten im Publikum. Am Ende zieht sie sich nackt aus, konfrontiert den Erpresser damit, wie toxisch sein Wunsch ist. Schamlosigkeit siegt über Scham: ein unglaublich toller und befreiender Moment. Es ist ansteckend, wie lustvoll Riedler den Raum für sich erobert. Fast verwundert es, dass sich nicht auch das Publikum auszieht, um wie sie für eine freiere, gerechtere Welt auf den Kristallluster zu klettern.
Karin Cerny

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