Itay Tiran
Nominierung 2025 | Beste Darstellung einer Nebenrolle
Itay Tiran in „Burgtheater“ nach Elfriede Jelinek in einer Fassung von Milo Rau und Ensemble, Uraufführung, Burgtheater in Koproduktion mit Wiener Festwochen
Itay Tiran hatte bereits eine fulminante Theaterkarriere in Israel absolviert, bevor er über die Zwischenstation Stuttgart 2019 ans Burgtheater kam und hier als Schauspieler wie Regisseur Fuß fasste. Der auch als Musiker Ausgebildete verfügt über das Talent, dem Theater jeden Starrsinn auszutreiben. Geheimnisvollerweise wird alles umgehend lockerer, wenn er die Bühne betritt, selbst Todernstes kann in seiner Darstellung mit Komik einhergehen. Es passt also gar nicht schlecht, dass Itay Tiran nun ausgerechnet in einer Rolle mit dem Namen Burgtheaterzwerg alle Register zieht. In Elfriede Jelineks einstigem Skandalstück „Burgtheater“ verkörpert er jenen jüdischen Schauspieler, der im Haushalt der Bühnenpatriarchen Käthe und Istvan den Krieg in der Kredenz versteckt überlebt hat und den Mitläufern und Nazisympathisanten nun zum Faustpfand der eigenen Moral dienen soll. Mit unantastbarer Eleganz und sprachlicher Elastizität („die Kleinheit ghert zum urdentlichen Zwergel dazua wie das Gas zur Kammer“) schenkt er dieser für alle Opfer der Nazis stehenden Figur Souveränität und einen unheimlich giftigen Schmäh.
Margarete Affenzeller