Sebastian Wendelin
Nominierung 2025 | Beste Darstellung einer Nebenrolle
Sebastian Wendelin als Stutzer in „Liliom“ von Ferenc Molnár, Burgtheater
Wienerisch, das klingt am Burgtheater oft gekünstelt. Sebastian Wendelin aber trifft als Kleinganove mit Hang zum Alkohol genau den richtigen Tonfall. In Lederjacke und Krawatte gibt er in „Liliom“ an der Seite von Stephanie Reinsperger einen patscherten Vorstadt-James-Dean zwischen Großspurigkeit und Weinerlichkeit – eine typisch wienerische, sehr abgründige Melange. Man könnte ihm stundenlang dabei zuhören, wenn er flucht. Das ist reine Poesie: „Bitte gehn’s mir nicht am Oarsch“. Bubenhaft, nervös und dabei doch unterspannt, ständig am Sprung in ein besseres Leben, das leider nie eintritt. Der tollpatschige Versuch eines Raubüberfalls ist herzergreifend rührend und rasend komisch zugleich. Einen „verdienten Nachfahren von Hanno Pöschl und Georg Friedrich“ nannte der „Standard“ diese herausragende Performance. Wendelin ist ein Strizzi, den man so schnell nicht vergisst.
Karin Cerny