Jan-Christoph Gockel
Nominierung | NESTROY-Preis 2016Jan-Christoph Gockel mit „Imperium“ nach dem Roman von Christian Kracht, Bühnenfassung von Jan-Christoph Gockel und Tobias Schuster, österreichische Erstaufführung, Schauspielhaus Wien
Jurybegründung
August Engelhardt, den Helden von Christian Krachts Roman „Imperium“, hat es wirklich gegeben. Er war überzeugter Nudist und „Kokovore“ – was bedeutet, dass er sich ausschließlich von Kokosnüssen ernährte, die er für das „pflanzliche Abbild Gottes“ hielt. Auf einer kleinen Insel im Pazifik betrieb er in den 1910er-Jahren eine Kokosplantage und gründete einen „Sonnenorden“. Den ironisch-maliziösen Roman, der Kolonialismussatire und zeitgeschichtliche Farce zugleich ist, bringt Jan-Christoph Gockel im Wiener Schauspielhaus mit vier Schauspielern und einem Musiker als derben Herrenabend auf die Bühne. In einer gut getakteten Mischung aus gelesenen Passagen und Spielszenen wird der Roman kurzweilige zwei Stunden lang herunterperformt, wobei der Text immer wieder von sachdienlichen Exkursen unterbrochen wird. Anders als Krachts Roman, der auch die Ironie noch ironisiert, ist Gockels Inszenierung von ganz direkter, kraftvoller Komik. Der seltene Fall einer Romanadaption, die mehr Spaß macht als die Vorlage.
(Wolfgang Kralicek)
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Jurybegründung
August Engelhardt, den Helden von Christian Krachts Roman „Imperium“, hat es wirklich gegeben. Er war überzeugter Nudist und „Kokovore“ – was bedeutet, dass er sich ausschließlich von Kokosnüssen ernährte, die er für das „pflanzliche Abbild Gottes“ hielt. Auf einer kleinen Insel im Pazifik betrieb er in den 1910er-Jahren eine Kokosplantage und gründete einen „Sonnenorden“. Den ironisch-maliziösen Roman, der Kolonialismussatire und zeitgeschichtliche Farce zugleich ist, bringt Jan-Christoph Gockel im Wiener Schauspielhaus mit vier Schauspielern und einem Musiker als derben Herrenabend auf die Bühne. In einer gut getakteten Mischung aus gelesenen Passagen und Spielszenen wird der Roman kurzweilige zwei Stunden lang herunterperformt, wobei der Text immer wieder von sachdienlichen Exkursen unterbrochen wird. Anders als Krachts Roman, der auch die Ironie noch ironisiert, ist Gockels Inszenierung von ganz direkter, kraftvoller Komik. Der seltene Fall einer Romanadaption, die mehr Spaß macht als die Vorlage.
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