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Ödipus

Nominierung | NESTROY-Preis 2022

„Ödipus“ von Kaja Dymnicki und Alexander Pschill, Uraufführung, TAG

Die Zeit des Trashhumors ist nicht vorbei. Kaja Dymnicki und Alexander Pschill haben den „Ödipus“-Stoff in eine lukullische 1970er-Partywelt verfrachtet und dabei überzeugend zur Komödie umgedeutet. Was im thebanischen Apartment der Königsfamilie so Himmelschreiendes vor sich geht, ist heruntergebrochen auf eine bürgerliche Variante der Sackbauers, Motto: „Ein echter Thebaner geht nicht unter“! Nicht die Tragik wird hier ausgewalzt, sondern die Absurdität und der Stress einer in mehrfacher Hinsicht unter Druck stehenden Patchworkfamilie und ihrer Gäste, zu denen auch der Korruptionsstaatsanwalt namens Teiresias gehört. Dabei werden die mythologischen Vorgaben penibel ins 20. Jahrhundert transferiert: Das Sphinx-Rätsel verbirgt sich im Glückskeks, die Kummernummer ruft man in Delphi an. Und mit "Sei kein Korinther!" beschimpft man ganz normale Warmduscher. So viel Vergnügen hat „Ödi“ Zeit seines Lebens kaum je bereitet.
Margarete Affenzeller

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