Der zerbrochne Krug
Nominierung | NESTROY-Preis 2021„Der zerbrochne Krug“ von Heinrich von Kleist, Inszenierung Bérénice Hebenstreit, Landestheater Linz
Unterm Talar trägt der Dorfrichter Adam ein „We are all Feminists“-T-Shirt: Der misogyne Machtmensch in Kleists „Der zerbrochne Krug“ versucht seinen nächtlichen Überfall bei Eve eben mit allen Mitteln zu tarnen. Er bekommt es in Bérénice Hebenstreits Linzer Inszenierung aber mit einem „Opfer“ zu tun, das dank sachter Textumschichtungen die narrativen Zügel in der Hand hält – und damit aus dem Eck der lammfrommen Zuhörerin heraustritt. So sieht Empowerment von Figuren in historischen Dramen aus! Hebenstreit entgeht damit auch der Darstellungsfalle, durch die Gewalt auf der Bühne oft noch gedoppelt wird. Der alte Blankvers, den das Ensemble bewundernswert heutig klingen lässt, führt mittels eines Epilogs von Carolyn Amann schließlich direkt in die Gegenwart. Kleist hätte nur so gestaunt.
Margarete Affenzeller
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